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When the "tone at the top" itself comes under scrutiny: Why clear processes at C-suite level are essential

09.09.2025

Recent incidents at global corporations and organisations (Nestlé, WEF) clearly show that compliance violations are no longer just an issue in operational units or in "isolated cases" in middle management. Rather, top-level executives – CEOs, CFOs or board members, are regularly at the centre of allegations.

Solche Situationen sind besonders sensibel:

Die handelnden Personen stehen gleichzeitig an der Spitze der Organisation und im Fokus der Untersuchung. Die Öffentlichkeit, Investoren und Behörden erwarten Transparenz und Konsequenz.

Das Risiko einer Ungleichbehandlung oder eines „Schutzes der eigenen Leute“ ist gross – und kann den Reputationsschaden noch verstärken.

Gerade deshalb zeigt sich: Unternehmen müssen nicht erst dann nach einem Vorgehen suchen, wenn ein solcher Fall bereits eskaliert. Sie brauchen vorgefertigte, transparente Prozesse, wie mit Vorwürfen gegen die oberste Führungsebene umzugehen ist. Denn: Governance zeigt sich nicht in Ad-hoc-Krisenrhetorik, sondern in der Vorbereitung.

Wie kann ein solcher Prozess aussehen?

Ein professionelles Vorgehen sollte idealerweise auf drei Pfeilern beruhen:

1. Klare Zuständigkeiten festlegen

  • Welche Instanz entscheidet, ob eine Untersuchung eröffnet wird (z.B. der Verwaltungsratspräsident oder ein spezielles Board Committee)?
  • Wer trägt die Verantwortung für die Auswahl eines unabhängigen Untersuchungsführers?
  • Welche Rolle spielt das Compliance-Office, wenn es um die oberste Unternehmensebene geht?

2. Unabhängigkeit sicherstellen

Interne Strukturen alleine genügen häufig nicht, wenn es um den CEO oder CFO geht. Hier braucht es externe Untersuchungsleiter (z.B. spezialisierte Anwaltskanzleien), die frei von Interessenkonflikten arbeiten.

Für Verwaltungsratsmitglieder können besondere Governance-Regeln vorgesehen werden, etwa dass der restliche Verwaltungsrat ein Special Committee einsetzt.

3. Transparenz und Kommunikation vorbereiten

Ein Kommunikationsplan muss bereits „auf Vorrat“ existieren: Wer informiert wann und wie Mitarbeitende, Investoren und – wo relevant – Aufsichtsbehörden?

Schweigen erzeugt Spekulation. Vorbereitete Guidelines helfen, einen Balanceakt zwischen Vertraulichkeit und notwendiger Offenlegung zu meistern.

Beispielhafter Ablauf in der Praxis

Ein multinationaler Konzern könnte folgendes Vorgehen vorskizzieren:

  • Eingang von Vorwürfen gegen ein C-Suite-Mitglied → die Meldung wird durch die interne Meldestelle registriert.
  • Initiales Assessment durch ein Board Committee → falls plausibel, automatischer Trigger für externe Untersuchung.
  • Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungsleitung → Kanzlei mit klar definiertem Mandat.
  • Interims-Massnahmen → je nach Schwere wird die betroffene Führungskraft vorübergehend freigestellt.
  • Regelmässige Berichterstattung an ein unabhängiges Gremium (z.B. Audit Committee), nicht an den CEO/CFO selbst.
  • Abschlussbericht und Massnahmen → Veröffentlichung eines gekürzten Berichts oder Zusammenfassungen, um Transparenz zu schaffen.

Warum vorbereitete Prozesse ein Wettbewerbsvorteil sind

  • Schutz vor Rechts- und Reputationsrisiken: Unternehmen zeigen, dass sie auch gegenüber der eigenen Spitze nicht nach doppelten Standards handeln.
  • Stärkung der Unternehmenskultur: Mitarbeitende nehmen wahr, dass „Tone at the Top“ nicht nur eine leere Floskel ist, sondern auch für die obersten Führungskräfte verbindlich gilt.
  • Vertrauensschutz gegenüber Behörden und Investoren: Vorbereitete Strukturen wirken deeskalierend, da sie zeigen, dass der Ad-hoc Krisenfall antizipiert und professionell geregelt wurde.

Fazit

Compliance ist längst kein „Bottom-up-Thema“ mehr, sondern betrifft das Herzstück der Unternehmensführung. Wer klare, transparente Prozesse für den Umgang mit Vorwürfen gegen sein Top-Management definiert, schafft Vertrauen, Reputation und – im Ernstfall – Handlungsfähigkeit.

Die eigentliche Frage ist deshalb nicht ob Vorwürfe einmal den C-Suite-Level betreffen, sondern wann – und ob ein Unternehmen dann vorbereitet ist.

 

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